Loggen und Aufnehmen von Material in Final Cut Pro
In den Anfangszeiten der nichtlinearen Schnittsysteme waren Loggen und Aufnehmen
getrennte Arbeitsabläufe: Zunächst Loggen, um Clips zu erzeugen, anschließend im Sta-
pelmodus die Medien für die ausgewählten Clips aufnehmen. Diese Vorgehensweise
war erforderlich, da die Kapazität der Festplatten begrenzt war, sodass die Cutter ent-
scheiden mussten, welche Teile aufgenommen werden sollten und welche nicht. Selbst
wenn sich diese Methode auch heute noch für manche Projekte eignet, ist es nicht mehr
erforderlich, das Material zuerst zu loggen und dann im Stapelmodus aufzunehmen.
Heute können die Cutter dank preiswerter Festplatten mit hoher Speicherkapazität
komplette Bänder aufnehmen und erst anschließend loggen. Über die Festplatte
gestaltet sich die Sichtung Ihres Materials effektiver als über das Videoband, wodurch
das Loggen beschleunigt wird.
Der größte Teil der zum Loggen und Aufnehmen erforderlichen Aktivitäten findet in
Final Cut Pro über das Fenster „Loggen und Aufnehmen“ statt. Trotzdem haben Sie
nach der Aufnahme noch die Möglichkeit, im Fenster „Browser“ Log-Infos zu den Clips
hinzuzufügen. In den folgenden Abschnitten werden die gängigsten Arbeitsabläufe
zum Loggen und Aufnehmen beschrieben.
Loggen der Bänder, anschließend Stapelaufnahme über das Fenster „Loggen
und Aufnehmen“
Dabei handelt es sich um die traditionelle Methode zum Loggen und Aufnehmen.
In diesem Fall begutachten Sie Ihr Material, indem Sie Videobänder in einem mit
Final Cut Pro verbundenen Videogerät oder Camcorder abspielen. Dabei können Sie
über die Timecode-Informationen in Final Cut Pro In- und Out-Punkte definieren und
Clips erzeugen, die festgelegte Bereiche auf Ihrem Original-Videoband darstellen. Sind
Sie mit dem Loggen fertig, nehmen Sie Medien ausschließlich für die Clips auf, von
denen Sie meinen, dass sie für Ihr Projekt benötigt werden. Wenn Sie Mediendateien
für mehrere Clips gleichzeitig aufnehmen, wird von einer Stapelaufnahme gesprochen.
 Loggen: Verwenden Sie die Taste „Clip loggen“ im Fenster „Loggen und Aufnehmen“.
 Aufnehmen: Führen Sie für ausgewählte Clips, die Sie in Ihr Projekt übernehmen
möchten, eine Stapelaufnahme durch.
Kapitel 15
Loggen und Aufnehmen – Überblick
259
IV
Loggen und Aufnehmen einzelner Clips nacheinander über das Fenster „Loggen
und Aufnehmen“
Bei dieser Methode loggen Sie Ihre Clips über ein mit Final Cut Pro verbundenes Video-
gerät, führen aber für jeden Clip unmittelbar nach dem Loggen auch die Aufnahme aus.
Im Gegensatz zur Stapelaufnahme, bei der es sich um einen halb-automatischen Vor-
gang handelt, ist das vermutlich die zeitaufwändigste Methode, da Sie dabei die Auf-
nahme jedes einzelnen Clips unmittelbar nach dessen Loggen überwachen.
Wenn auch weniger effizient ist diese Methode trotzdem die gründlichste, und sie ver-
meidet mögliche Nachteile, die sich bei einer automatisierten Stapelaufnahme ergeben
können. Wenn Ihre Bänder viele unerwartete Timecode-Unterbrechungen aufweisen
oder Sie nur einfach ein oder zwei Clips von einem Band loggen und aufnehmen möch-
ten, bietet sich diese Methode an.
 Loggen und Aufnehmen: Verwenden Sie die Taste „Clip aufnehmen“ im Fenster
„Loggen und Aufnehmen“, um einen Clip für Ihr Projekt zu loggen und die ent-
sprechende Mediendatei unmittelbar danach aufzunehmen.
Aufnehmen kompletter Bänder, Erzeugen von Subclips und Loggen im
Fenster „Browser“
Diese Methode wird immer beliebter, da Speicherplatz auf der Festplatte als finanzielles
Argument immer weniger Bedeutung hat. Anstatt nur ausgewähltes Material auf Ihre
Festplatte zu übertragen, nehmen Sie gleich komplette Bänder auf. Sobald sich Ihr Mate-
rial auf dem Volume befindet, können Sie es in kleinere Subclips aufteilen, gewünschte
Log-Infos im Fenster „Browser“ hinzufügen und überflüssige Medien von der Festplatte
löschen.
 Aufnehmen: Nehmen Sie komplette Bänder auf. Verwenden Sie dazu die Taste
„Direktaufnahme“ im Fenster „Loggen und Aufnehmen“.
 Loggen: Unterteilen Sie die Clips, durch die die einzelnen Bänder dargestellt werden,
im Fenster „Browser“ in kleinere Subclips, und fügen Sie die gewünschten Log-Infos
hinzu.
 Medienverwaltung: Nachdem Sie die Subclips erzeugt haben, können Sie größere
Mediendateien in kleinere Mediendateien aufteilen (eine Datei für jeden Subclip)
und alle Medien, die nicht für Ihr Projekt benötigt werden, von der Festplatte
löschen. Zurück bleiben nur die Mediendateien für Clips, die Sie tatsächlich
verwenden möchten.
Diese Methode bietet mehrere Vorteile:
 Durch Aufnehmen kompletter Bänder kommt es zu weniger Abnutzung der Bänder
als beim traditionellen Loggen. Das rührt daher, dass die Bänder für die Übertragung
der Mediendateien auf die Festplatte nur einmal von Anfang bis Ende abgespielt
werden müssen.
260
Teil IV
Loggen, Aufnehmen und Importieren
 Das Loggen der Medien auf der Festplatte nach dem Aufnehmen ist weniger zeitauf-
wändig als das bandbasierte Loggen, denn Sie können auf jedes Bild unmittelbar
zugreifen. Auf einzelne Einstellungen können Sie auch in einer Endlosschleife zugrei-
fen, um diese mehrfach zu betrachten. Bei einem Band wäre das viel zeitaufwändiger.
Hinweis:
Bei Verwendung eines nicht komprimierten Videoformats kann es passieren,
dass der Umfang des zum Aufnehmen kompletter Bänder erforderlichen Speicherplat-
zes auf der Festplatte zu groß ist (selbst angesichts niedriger Preise für Plattenspei-
cher). Wenn Sie also nicht komprimiertes Videomaterial bearbeiten/schneiden, kann es
kostengünstiger sein, das Band zunächst zu loggen und erst dann ausgewählte Band-
bereiche aufzunehmen.
Loggen in einem anderen Programm, Importieren einer Stapelliste und Stapelauf-
nahme von Clips
Einige Cutter ziehen es möglicherweise vor, ihr Material außerhalb von Final Cut Pro
zu loggen und anschließend eine Stapelliste mit Clips für die automatische Stapelauf-
nahme zu importieren.
 Loggen: Geben Sie in einem Tabellenkalkulations- oder Datenbankprogramm Clip-
namen, Bandnamen, Medien-Start- und Endpunkte sowie sonstige Log-Infos ein,
sichern Sie diese als Textdatei (mit Tabulatoren als Trennzeichen), und importieren
Sie diese Stapelliste anschließend in Final Cut Pro.
 Aufnehmen: Führen Sie für ausgewählte Clips, die Sie in Ihr Projekt übernehmen
möchten, eine Stapelaufnahme durch.
Erstellen von Clips direkt im Fenster „Browser“, anschließend Stapelaufnahme
der Clips
Sie können Clips direkt im Fenster „Browser“ erstellen. Das geschieht mit dem Befehl
„Neuer Offline-Clip“ im Menü „Ablage“. Sie können die zugehörigen Log-Infos für die
Clips eingeben und für diese dann eine Stapelaufnahme durchführen. Diese Methode
bietet sich an, wenn Sie nur einige wenige Clips erstellen oder sich schriftlich in einer
Liste die Clips notiert haben, die Sie an anderer Stelle geloggt haben. Andernfalls kön-
nen Erstellen und Importieren einer Stapelliste weniger zeitaufwändig sein.
 Loggen: Erstellen Sie die Clips im Fenster „Browser“, und fügen Sie Bandnummer,
Medien-Start- und Endpunkte sowie sonstige Log-Infos in die verschiedenen Spalten
im Fenster „Browser“ ein. Möchten Sie die neuen Offline-Clips besonders zeitsparend
erstellen, können Sie dem Befehl „Neuer Offline-Clip“ einen Kurzbefehl zuweisen.
(Weitere Informationen hierzu finden Sie im Abschnitt „
Zuweisen von Tastenkombi-
nationen (Kurzbefehlen)
“ auf Seite 164).
 Aufnehmen: Führen Sie für die erstellten Clips eine Stapelaufnahme durch und
machen Sie sie so online verfügbar.
Kapitel 15
Loggen und Aufnehmen – Überblick
261
IV
Loggen im Fenster „Loggen und Aufnehmen“ ohne Band im Camcorder oder
Videorecorder
Wenn Sie bereits über eine schriftliche Liste mit Clips und Log-Notizen verfügen, kön-
nen Sie daraus in Final Cut Pro manuell Clips erzeugen. Dazu steht Ihnen das Fenster
„Loggen und Aufnehmen“ zur Verfügung. Im Prinzip wird dabei wie beim Loggen eines
Bands verfahren, nur ist kein Videorecorder angeschlossen. Das ist eine Alternative zum
Erstellen von Offline-Clips direkt im Fenster „Browser“.
 Loggen: Verwenden Sie die Taste „Clip loggen“ im Fenster „Loggen und Aufnehmen“.
 Aufnehmen: Führen Sie für die erstellten Clips eine Stapelaufnahme durch und
machen Sie sie so online verfügbar.
Wichtig:
Wenn Sie Clips aus NTSC-Material erstellen, ohne dass in Ihrem Videogerät ein
Band eingelegt ist, laufen Sie Gefahr, den falschen Timecode-Typ zu erfassen („Drop-
Frame“ statt „Non-Drop-Frame“ oder umgekehrt). Ursache dafür ist, dass Final Cut Pro den
Timecode nicht direkt vom Band selbst einlesen kann. Wenn Sie Timecode manuell im
Fenster „Loggen und Aufnehmen“ eingeben, und im Videogerät befindet sich kein Band,
vergewissern Sie sich, dass im Einblendmenü „Standard-Timecode“ der verwendeten Vor-
einstellungen für die Gerätesteuerung der passende Timecode definiert ist. (Weitere
Informationen hierzu finden Sie in Band IV, Kapitel 26 „Einstellungen und Voreinstellun-
gen für die Gerätesteuerung“.) Sie können aber auch bei gedrückter Taste „ctrl“ im Fen-
ster „Loggen und Aufnehmen“ für den In- oder Out-Punkt des Clips auf das Timecode-
Feld klicken und zwischen Drop-Frame- und Non-Drop-Frame-Timecode auswählen.
Importieren von Final Cut Pro XML aus einem anderen Programm und Stapelauf-
nahme von Clips
Sie können das Final Cut Pro XML-Austauschformat dazu verwenden, komplette Pro-
jekte einschließlich Sequenzen, Bins und Clips darzustellen. Wenn Sie mit einem XML-
konformen Programm arbeiten, können Sie ein komplettes Projekt im Final Cut Pro
XML-Austauschformat erstellen, die XML-Datei importieren und für die Clips eine
Stapelaufnahme vornehmen. Diese Vorgehensweise entspricht dem Importieren einer
Stapelliste, aber mit XML können Sie nicht nur Clips, sondern auch Sequenzen, Bins,
Effekte und so weiter erstellen.
 Loggen: Importieren Sie die XML-Datei in Final Cut Pro.
 Aufnehmen: Führen Sie für die erstellten Clips eine Stapelaufnahme durch und
machen Sie sie so online verfügbar.
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Teil IV
Loggen, Aufnehmen und Importieren