Final Cut Pro 6 - Beispiel:Verwenden des Filters „3-Wege-Farbkorrektur“

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Beispiel:Verwenden des Filters „3-Wege-Farbkorrektur“

Während Sie mit dem Filter „Farbkorrektur“ die generelle Farbbalance eines Clips anpas-
sen können, bietet der Filter „3-Wege-Farbkorrektur“ noch umfassendere Steuerungs-
möglichkeiten, da Sie damit die Farbbalance von Schatten, Mitteltönen und sehr hellen
Stellen unabhängig voneinander anpassen können. Diese drei Bereiche des Bilds über-
lappen sich. Daher haben Sie die Möglichkeit, äußerst subtile Änderungen an Ihrem
Bild vorzunehmen. Weitere Informationen dazu finden Sie im Abschnitt „

Schwarztöne,

Mitteltöne und Weißtöne

“ auf Seite 558.

Das folgende Beispiel zeigt die Verwendung des Filters „3-Wege-Farbkorrektur“ zum
Anpassen eines Clips, der unterbelichtet ist und mit einer inkorrekten Weißbalance
aufgenommen wurde, sodass er einen Orangestich aufweist.

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Bewegen Sie die Abspielposition im Fenster „Timeline“ auf den Clip, an dem Sie arbei-
ten möchten, sodass Sie die Änderungen, die Sie vornehmen, während der Bearbei-
tung auf dem Bildschirm verfolgen können.

Wenn ein externer Broadcast-Monitor an Ihren Computer angeschlossen ist und im
Untermenü „Externe Videoanzeige“ des Menüs „Anzeigen“ die Option „Alle Bilder“ ange-
geben ist, wird jedes Bild, das sich gerade an der aktuellen Abspielposition im Fenster
„Canvas“ befindet, auf dem Bildschirm angezeigt.

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Weisen Sie den Filter „3-Wege-Farbkorrektur“ dem Sequenzclip zu.

Weitere Informationen zum Anwenden von Filtern finden Sie in Kapitel 12 „

Verwenden

von Videofiltern

“ auf Seite 239.

3

Öffnen Sie den ausgewählten Clip im Fenster „Viewer“ durch Doppelklicken, oder wählen
Sie ihn aus und drücken Sie den Zeilenschalter.

Dieses Beispiel zeigt,

wie Sie die generelle

Farbbalance dieses

Clips anpassen.

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Teil III

Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität

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Klicken Sie auf den Titel „3-Wege-Farbkorrektur“ oben im Fenster „Viewer“, um die visuellen
Steuerelemente des Filters „3-Wege-Farbkorrektur“ anzuzeigen.

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Wählen Sie „Farbkorrektur“ aus dem Untermenü „Anordnen“ im Menü „Fenster“.

Anschließend wird der Bereich „Video Scopes“ im Fenster „Tool Bench“ angezeigt. Bei
der Farbkorrektur ist es sehr hilfreich, den Bereich „Video Scopes“ geöffnet zu haben.
Auf diese Weise erhalten Sie eine detailgenaue Analyse des Videomaterials, während
Sie es bearbeiten.

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Wählen Sie aus dem Einblendmenü „Layout“ des Bereichs „Video Scopes“ die Option
„Alle“ aus, um sicherzustellen, dass alle Scopes verfügbar sind.

Nun können Sie mit dem Anpassen des Bilds beginnen.

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Klicken Sie auf die Taste für den automatischen Kontrast, um den Bereich von Weiß bis
Schwarz in Ihrem Clip zu maximieren.

Die Schieberegler für Schwarz und Weiß passen sich automatisch an, um auf der Basis
der Lumapegel im Histogramm die beste numerische Verteilung zu erzielen. Damit
haben Sie einen Ausgangspunkt, auf den Sie die weitere Bearbeitung stützen können.

Klicken Sie auf den Titel
„3-Wege-Farbkorrektur“,
um die visuellen Steuer-
elemente anzuzeigen.

Wählen Sie „Alle“ aus, damit
Ihnen alle „Video Scopes“ zur
Verfügung stehen.

Taste für automatischen Kontrast

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Kapitel 27

Farbkorrektur

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III

Wenn Ihr Bild falsch belichtet wurde, können Sie nun die Schieberegler für Schwarz-,
Mittel- und Weißtöne nach Bedarf einstellen. Wie bei allen Steuerelementen für Farbpe-
gel bewirkt das Bewegen eines Reglers nach rechts eine Neuverteilung der betroffe-
nen Werte in Richtung der weiter rechts liegenden Werte, d. h. die betroffenen Teile des
Bilds erscheinen heller. Das Bewegen eines Reglers nach links bewirkt eine Neuvertei-
lung der betroffenen Werte in Richtung der weiter links liegenden Werte, d. h. die
betroffenen Teile des Bilds erscheinen dunkler.

In diesem Beispiel ist das Bild unterbelichtet. Bewegen Sie also den Regler für Mittel-
töne nach rechts, um mehr Details im Bild hervorzuheben.

Tipp:

Einer der Hauptunterschiede zwischen Film und Video besteht darin, dass beim

Videomaterial viel mehr Informationen in den Schattenbereichen eines unterbelichteten
Bilds erhalten bleiben als dies bei Filmmaterial der Fall ist. Sie werden möglicherweise
erstaunt sein, wie viele Details Sie aus den Schattenbereichen eines unterbelichteten
Videoclips herausfiltern können. Auf der anderen Seite bleiben beim Videomaterial in
überbelichteten Bereichen keinerlei Informationen erhalten, bei einem überbelichteten
Negativfilm jedoch schon. Das Bild in einer überbelichteten Filmaufnahme kann wäh-
rend des Telecine-Prozesses (Farbabtaster) korrigiert werden, sodass Ihnen die maximale
Anzahl an Informationen, die in einer Aufnahme vorhanden sind, zur Verfügung steht,
wenn Sie die Farbkorrektur am übertragenen Video vornehmen.

Hinweis:

Im Gegensatz zum Negativfilm bleiben bei einem Umkehrfilm (ähnlich wie

beim Videomaterial) die Details in den dunklen Bereichen erhalten.

Nun ist es an der Zeit, die Farben anzupassen. Im gezeigten Beispiel ist das Bild zu warm,
da die Farbbalance der Videokamera auf Kunstlicht und nicht auf Tageslicht eingestellt
war. Dies ist zwar bei Betrachtung der Aufnahme offensichtlich, allerdings können Sie
erst dann erkennen, wie weit die Farbbalance abweicht, wenn Sie sich die Farbansamm-
lungen anschauen, die sich über und rechts von der Hautfarbenlinie befinden (im
Vectorscope des Bereichs „Video Scopes“).

Bewegen Sie

den Regler für

Mitteltöne

nach rechts...

... um mehr Details im
Bild hervorzuheben.

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Teil III

Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität

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Klicken Sie auf die Pipette für automatische Balance der Weißtöne, um die entsprechenden
Korrekturen vorzunehmen.

Hinweis:

Wenn Sie auf das Pipettensymbol klicken, verwandelt sich Ihr Zeiger in eine

Pipette, sobald Sie ihn in das Fenster „Canvas“ bewegen.

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Klicken Sie mit der Pipette auf einen Bereich des Bilds, der weiß angezeigt werden soll.
Je nach Bild empfiehlt es sich nicht unbedingt, die Stelle mit dem reinsten Weiß auszu-
wählen. Sie sollten einen Bereich im Bild suchen, in dem Sie die Einfärbung (auch wenn
sie nur sehr schwach ist) erkennen können.

Wählen Sie keinesfalls einen überbelichteten Bereich aus, wie etwa eine Lichtquelle
oder eine besonders glänzende Stelle. Damit wird nicht das korrekte Ergebnis erzielt.
Wählen Sie stattdessen einen korrekt belichteten weißen Bereich des Bilds aus, z. B.
einen gut ausgeleuchteten Hemdärmel oder eine weiße Wand.

Der Filter „3-Wege-Farbkorrektur“ passt den Weißbalanceregler dahingehend an, dass
eine eventuelle Einfärbung (Farbstich) in den Lichtern und hellen Bereichen Ihres Bilds
ausgeglichen wird.

Da das Bild zu einem Rotstich neigte, bewegt sich der Farbbalanceanzeiger für die Weiß-
töne zu einer Mischung aus Blau und Zyan und wandelt die Weißtöne des Bilds in reines
Weiß um, wenn Sie mit der Pipette auf den weißen Bereich der Heckscheibe klicken.

Klicken Sie auf die Pipette
neben dem Steuerelement
für die Weißbalance.

Klicken Sie mit der Pipette
auf den weißen Hintergrund
der Heckscheibe.

Der Farbbalanceanzeiger
für die Weißtöne bewegt
sich, bis die Weißtöne
korrigiert sind.

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Kapitel 27

Farbkorrektur

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III

Sie können die Korrektur im Fenster „Canvas“ beobachten.

Hinweis:

Wenn Sie die Pipette für automatische Balance der Weißtöne verwenden, ist

es wichtig zu berücksichtigen, dass die „Farbtemperatur“ des Lichts, das den ausge-
wählten weißen Bereich ausleuchtet, auf den Farbton des vorgenommenen Farbaus-
gleichs Einfluss hat. Wenn das Bild mit einer Kombination aus Tageslicht und Kunstlicht
ausgeleuchtet ist, führt die Auswahl eines Bildteils, der vom Tageslicht beleuchtet wird,
zur Kompensierung der gesamten Farbtemperatur des Bilds durch Hinzufügen von
mehr Rottönen. Die Auswahl eines Bildteils, der mit Kunstlicht ausgeleuchtet wurde,
führt zum Hinzufügen von mehr Blautönen. In diesem Fall müssen Sie sich einfach für
den Ihrer Ansicht nach optimalen Kompromiss entscheiden.

Anschließend bearbeiten Sie die Schwarztöne in Ihrem Bild und nehmen weitere
Anpassungen vor, um die Farben noch exakter einzustellen.

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Klicken Sie auf die Pipette für automatische Balance der Schwarztöne.

11

Klicken Sie mit der Pipette auf einen Bereich des Bilds, der neutral schwarz sein soll. Je
nach Bild ist es eventuell sinnvoll, eine Stelle auszusuchen, die etwas heller als reines
Schwarz ist. So haben Sie eher die Möglichkeit, die Einfärbung bzw. den Farbstich in
diesem Bereich des Bilds zu erkennen.

Vorher

Nachher

Klicken Sie auf die Pipette
neben dem Steuerelement
für die Schwarz-Balance.

Klicken Sie mit der
Pipette auf das Schwarz
der Kopfstütze.

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Teil III

Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität

Der Filter „3-Wege-Farbkorrektur“ passt das Steuerelement für die Schwarztöne dahinge-
hend an, dass eine eventuelle Einfärbung (Farbstich) in den schattigen/dunklen Bereichen
Ihres Bilds ausgeglichen wird. In diesem Beispiel wird den Schwarztönen auch Zyan beige-
mengt, sodass die Rottöne in den Schattenbereichen des Bilds ausgeglichen werden.

Ein optionaler Schritt (üblicherweise wenn der Clip, an dem Sie Farbkorrekturen vorneh-
men, über eine Farbtafel verfügt, die für diesen Clip zusammen mit der Filmtafel aufge-
nommen wurde) ist das Verwenden der Pipette für automatische Balance der Mitteltöne.

12

Klicken Sie auf die Pipette für automatische Balance der Mitteltöne. Klicken Sie
anschließend mit der Pipette auf einen Bereich der Farbtafel, der neutral grau sein soll.

Der Filter „3-Wege-Farbkorrektur“ passt das Steuerelement für die Mitteltöne so an, dass
eine eventuelle Einfärbung (Farbstich) in dem sehr breiten mittleren Farbbereich Ihres
Bilds ausgeglichen wird.

Wenn keine Referenzfarbtafel vorhanden ist und Sie sich hinsichtlich der Neutralität
eines Grautons im Hintergrund nicht sicher sind, können Sie diesen Schritt auslassen.
Sie werden im Allgemeinen gute Ergebnisse erzielen, indem Sie einfach nur die Pipet-
ten für die automatische Balance der Schwarz- und Weißtöne verwenden.

Wenn Sie mithilfe der Pipetten für automatische Balance ein farblich ausgeglichenes
Bild erreicht haben, kommt die Feinabstimmung der Farbbalance an die Reihe. Um
wirklich exakt das gewünschte Erscheinungsbild zu erreichen, müssen Sie die verschie-
denen Farbbalance-Steuerelemente manuell einstellen. Beim Anpassen der Steuerele-
mente für die Farbbalance beginnen Sie immer mit der Korrektur der Weißtöne und
nehmen sich dann die Schwarztöne vor. Hier haben Sie diese beiden Schritte bereits
mit den Pipetten für automatische Balance ausgeführt. Wenn Sie jetzt die Mitteltöne
anpassen, können Sie genaueste Korrekturen mit einem Höchstmaß an Steuerungs-
möglichkeiten erreichen.

Vorher

Nachher

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Kapitel 27

Farbkorrektur

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III

13

Klicken Sie an beliebiger Stelle auf eines der Farbräder und bewegen Sie den Farb-
balanceanzeiger relativ zu seiner vorherigen Position. Da Sie bereits die Pipetten für
automatische Balance der Weiß- und Schwarztöne benutzt haben, sind diese Positionen
Ihre Ausgangspunkte für eventuelle weitere Anpassungen.

Bewegen Sie in diesem Beispiel den Farbbalanceanzeiger für die Mitteltöne weiter
in Richtung einer Mischung aus Zyan und Blau, damit das Bild – besonders was das
Gesicht der Person und das Autodach angeht – „kälter“ wirkt.

Ein Vorher-Nachher-Vergleich dieser Änderung veranschaulicht den Effekt.

Passen Sie das Steuerele-
ment für die Mitteltöne
an, um mehr Blautöne
hinzuzufügen.

Nachher

Vorher

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Teil III

Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität

Während Sie diese Anpassungen vornehmen, bietet es sich an, die Hautfarbenlinie im
Vectorscope zu verwenden, um zu sehen, wie genau die Gesichtsfarbe der Person getrof-
fen ist. Wie Sie in der Vectorscope-Analyse des „Vorher“-Bilds erkennen können, lagen die
um die Hautfarbenlinie gruppierten Farben etwas versetzt zur Referenzlinie. Durch
Anpassen des Steuerelements für die Mitteltöne wird dieser Mangel behoben.

Da es im Moment nicht darum geht, dieses Bild an andere Einstellungen anzugleichen,
können Sie sich für ein beliebiges Erscheinungsbild entscheiden. Im Moment ist die
Frage, ob das Bild wärmer oder kälter wirken soll oder gar mit eher surrealen Farbba-
lancen spielen soll, eine reine Angelegenheit der Kreativität. Wenn Sie dagegen eine
möglichst realitätsgetreue Darstellung anstreben, ist es wichtig, dass Sie nicht zu weit
gehen und sich auf möglichst feine Änderungen beschränken.

Wenn die gewünschte Farbbalance erreicht ist, können Sie zum Anpassen der Sätti-
gung Ihres Clips übergehen, um die endgültige gewünschte Darstellung und Wirkung
zu erhalten.

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Bewegen Sie den Sättigungsregler, um die Sättigung zu erhöhen oder zu reduzieren.

Gehen Sie dabei sehr sorgfältig vor. Ein häufiger Anfängerfehler besteht in der „Über-
sättigung“ der Farbeinstellung von Aufnahmen, um diese „besser“ aussehen zu lassen.
Ein Bild mit stark gesättigten Farben kann bisweilen tatsächlich vorteilhaft aussehen.
Nicht selten aber wird gerade durch sparsamen Umgang mit der Farbsättigung eine
optische Verbesserung erzielt. Dies ist besonders dann der Fall, wenn Ihr Camcorder mit
künstlich „belebten“ Farben arbeitet.

Nachher

Vorher

Hautfarbenlinie

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Kapitel 27

Farbkorrektur

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In diesem Beispiel haben die bisher angewendeten Korrekturen zu einer leichten
Übersättigung des Bilds geführt. Dies wird besonders im roten Drittel des RGB-Parade-
Scopes im Bereich „Video Scopes“ deutlich.

Hinweis:

Wie immer ist besonders darauf zu achten, Anpassungen an der Sättigung nur

an einem korrekt kalibrierten Broadcast-Monitor vorzunehmen. Das Risiko, die Farben
eines Clips nur auf der Basis der Anzeige des Videos auf einem Computerbildschirm
versehentlich zu „übersättigen“, ist recht groß. Es empfiehlt sich, die Option „Chroma-
Überschuss“ (im Untermenü „Bereiche prüfen“ des Menüs „Anzeigen“) zu verwenden,
um ein versehentliches Einstellen unzulässiger Chromapegel durch eine zu starke
Farbsättigung zu vermeiden.

Vor dem Anpassen
der Sättigung

Nach dem Anpassen der
Sättigung sind die Rot-
pegel leicht reduziert.

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Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität