Final Cut Pro 6 - Telecine-Farbkorrektur

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Telecine-Farbkorrektur

Wenn Sie Ihr Projekt auf Film aufgenommen haben, aber im Videoschnitt bearbeiten,
müssen Sie vor dem Videoschnitt zunächst mit dem so genannten Telecine-System
(Farbabtaster) die Bilder vom Negativ in das gewünschte Videobandformat konvertie-
ren. Jeder Colorist wird in dieser ersten Telecine-Sitzung ein bestimmtes Maß an Farb-
korrektur bei der Übertragung des Videos durchführen, um sicherzustellen, dass der
Cutter das jeweils am besten geeignete Bild zur Verfügung hat.

Die Ziele der Farbkorrektur in diesem Stadium hängen von der Länge des Filmprojekts ab.

 Kurze Projekte, Werbespots, und andere sehr kurze Videofilme erhalten ggf. schon

hier eine detaillierte Farbkorrektur. Der Colorist kalibriert zunächst den eigenen
Telecine-Farbkorrektor, um eine optimale Balance von Weiß- und Schwarztönen und
allen anderen Farben herzustellen. Anschließend arbeitet der Colorist in Absprache
mit dem Kameramann, Regisseur oder Produzenten Einstellung für Einstellung durch,
um das Aussehen jedes einzelnen Clips entsprechend den Erfordernissen des Pro-
jekts zu bestimmen. Somit arbeitet der Cutter also mit bereits korrigiertem Material.

 Längere Projekte wie etwa Dokumentationen, Features oder längere Fernsehbei-

träge erhalten in diesem ersten Durchgang üblicherweise keine detaillierte Farbkor-
rektur. Stattdessen wird das mit Telecine bearbeitete Material so vereinheitlicht, dass
es die vorläufig bestmöglichen Schwarz-, Weiß- und anderen Farbtöne bekommt und
in diesem Zustand belassen.

In beiden Fällen werden die übertragenen Bänder anschließend bearbeitet, genau wie
bei jedem anderen Projekt auch. Wenn der Schnitt abgeschlossen und das Filmmaterial
„im Kasten“ ist, wird eine Liste ausgewählter Einstellungen erstellt, die sog. Schnittliste
oder Pull-Liste. Darin ist exakt angegeben, welche Einstellungen während des Schnitts
verwendet wurden. (Die während des Schnitts verwendeten Einstellungen werden mit
den Originaleinstellungen anhand von Edgecode (Fußnummern), die zusammen mit
dem Video übertragen werden, mit den Originaleinstellungen abgeglichen.)

Mit der Schnittliste hat der Nachbearbeitungsspezialist die Möglichkeit, ausschließlich
auf das tatsächlich verwendete Filmnegativ zurückzugreifen. Da dies in der Regel nur
einen geringen Teil des aufgenommenen Materials umfasst, hat der Colorist nun genug
Zeit, um einen detaillierten Farbkorrekturdurchlauf durchzuführen, der sich nur auf das
ausgewählte Filmmaterial beschränkt. Dies erfolgt in einem zweiten Telecine-Durchlauf.

Diese Farbkorrektur direkt vom Filmnegativ mag zwar wie ein unnötiger, weil doppelter
Aufwand erscheinen, hat aber wesentliche Vorteile. Da Film eine größere Bandbreite von
Schwarz bis Weiß aufweist als Video, hat ein Colorist, der unmittelbar Telecine-Material
bearbeitet, mehr Kontrolle über Farbe und Belichtung als einer, der „nur“ das Videoband
bearbeitet.

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Teil III

Farbkorrektur und Festlegen der Videoqualität

Nach dem zweiten Farbkorrekturdurchlauf werden die ausgewählten und farbkorrigier-
ten Komponenten wieder entsprechend dem Originalschnitt zusammengesetzt, und
das Projekt wird als Master-Kopie auf Band ausgegeben.

Band-zu-Band-Farbkorrektur

Bei Projekten, die auf Videoband aufgenommen wurden, ist der Farbkorrekturprozess
meist etwas einfacher. Der Feinabstimmung des Videos, das für einen Offline-Schnitt
digitalisiert wird, wird in der Regel wenig Beachtung geschenkt. Sobald Sie mit dem
Online-Schnitt an einem nichtlinearen Schnittsystem (Nonlinear Editor, NLE) beginnen,
wird jedes Band so kalibriert, dass es den Farbbalken am Bandanfang entspricht, wenn
Sie das Material in maximaler Qualität für die Endausgabe neu aufzeichnen. Damit wird
die Korrektheit der Farben sichergestellt. Wenn der Online-Schnitt in einem professionel-
len Filmstudio erfolgt, übernimmt ein Schnittsteuergerät (Online Editor) diese Aufgabe.

Erster

Korrekturdurchlauf

Schnitt

Farbkorrektur-

durchlauf mit

Schnittliste

Zusammenschnitt

der farbkorrigierten

Clips